Herpesvirose
oder Virusstomatitis (Virusbedingte Schnabelhöhleninfektion)
Bei der Virusstomatitis bzw. der Herpevirose handelt es sich um eine der geführtesten Viruserkrankungen. Die Krankheit wird durch Herpesvieren übertragen und gilt als nicht heilbar. Nachgewiesen wurde das Virus sowohl bei Wasser- als auch bei Landschildkröten. Seit Ende der 80er trat die Krankheit vermehrt bei Landschildkröten auf. In Amerika wurde das Virus bereits davor bei Rotwangen Schmuckschildkröten (Trachemys scripta elegans) nachgewiesen und der Export nach Europa verboten.
Schildkröten die diese Infektion überlebt haben, gelten als Dauerausscheider und stellen somit ein ernstzunehmendes Risiko für alle Schildkröten eines Bestandes dar.
In Europa wurde das Virus am häufigsten bei Maurischen-, Griechischen- (Testudo hermanni) und Russischen Landschildkröten (Testudo-Agrionemys- horsfildii) nachgewiesen.
Die Inkubationszeit beträgt zwischen 3 Tagen und 6 Wochen. Innerhalb dieser Zeit kommen erste Krankheitsanzeichen wie aus heiterem Himmel. Die Krankheit breitet sich rasend schnell aus. In diesem Zeitraum können alle Schildkröten einer Gruppe versterben.
Ursprünglich standen alle Afrikanischen Landschildkröten in Verdacht das Virus nach Europa eingeschleppt zu haben. Schnell aber fand man heraus, dass es sich bei dem Überträger um die Maurische Landschildkröte (Testudo graeca) bzw. deren Unterarten aus Nordafrika handelte. Diese wurden oft illegal eingeschleppt. Nun heißt das aber nicht, dass nicht auch andere Schildkrötenarten betroffen sein können. Vorsicht ist besser als Nachsicht. Also lassen Sie die Tiere in ihrem natürlichen Habitat und verzichten sie auf solch ein Urlaubssouvenir.
Symptome
Folgende Symptome können sowohl einzeln als auch simultan (gleichzeitig) auftreten. Auch ein Ausbleiben von Symptomen ist möglich, was vor allem zu Beginn der Erkrankung der Fall ist und das Übertragungsrisiko somit erhöht.
Stomatitis (Entzündung der Mundschleimhäute), Weißlich/Gelbliche Zungenbeläge, Blepharoödem (Anschwellung der Augenlider), Inappetenz (bedingt durch Schnupfen und Entzündung), Kachexie (starke Abmagerung), Rhinitis (Nasenschleimhautentzündung, Schnupfen), Pneumonie (Lungenentzündung).
Ansteckung
Die Ansteckung ist durch alle Körperflüssigkeiten möglich. Vor allem durch Speichel und Nasensekret aber auch durch Paarungsverhalten. Häufig an Wasserstellen und Fressplätzen.
Prophylaxe
Neuzugänge immer mindestens 1 Jahr in Quarantäne halten und auf Viren, Ekto- und Endoparasiten getestet werden.
Diagnose
Das Herpesvirus wird mit Hilfe von Blutproben nachgewiesen. Es werden 3 Blutuntersuchungen im Abstand von 8 Wochen auf das Virus getestet. Werden Antikörper gegen das Herpesvirus im Blut nachgewiesen, so ist das Tier Träger des Virus. Das Problem daran, das Virus wird häufig nicht bei der ersten Probe entdeckt.
Sind alle Proben negativ, wird also das Virus nicht nachgewiesen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass kein Viruskontakt stattgefunden hat.
Das Virus ist leider erst 6 bis 8 Wochen (manchmal auch länger) nach der Infektion nachweisbar, da das Immunsystem diese Zeit benötigt, um Antikörper zu bilden.
Das Blut kann jedoch auch mittels Polymerase Kettenreaktion (PCR-Test) untersucht werden. Hierbei wird direkt nach dem Virus gesucht. Diese Methode ist die teuerste, da sie sehr aufwändig ist. Die Schildkröte muss hier aber nicht erst Symptome zeigen.
Durch einen Abstrich von Zunge und Rachenraum kann das Virus ebenfalls nachgewiesen werden. Dies ist aber nur bei akuten Symptomen möglich.
Therapie
Da Herpesvirose ist nicht heilbar ist, beschränkt sich die Behandlung auf das Lindern der Symptome. In erster Linie sollte die Haltung optimiert, Stress vermieden und das Immunsystem durch Immunstimulanzien unterstützt werden.
Die Behandlung erkrankter Schildkröten erfolgt in der Regel mit Aciclovir. Dies ist ein humanmedizinisches Medikament, zur Behandlung von Herpesvireninfektionen.
Zeigt sich keine Besserung oder verschlechtert sich der Zustand des Tieres stark, sollte man eine Euthanasie in Betracht ziehen.
Übertragung
Die Herpesvirose ist hochgradig ansteckend für Schildkröten. Sie zählt jedoch nicht zu den Zoonosen, ist also nicht auf den Menschen übertragbar. Das Herpesvirus ist artspezifisch auf Schildkröten beschränkt.
Dennoch kann der Mensch das Virus beim Handling übertragen. So sind alle Utensilien des Quarantänebeckens tabu. Eine Benutzung in anderen Terrarien kann das Virus ebenfalls übertragen. Tragen Sie beim Handling Handschuhe und desinfizieren sie sich mit speziellen gegen Herpes wirksame Desinfektionsmittel.
Interessanter Weise sind einige Arten wohl weniger anfällig für Herpesviren. 1987 brach bei mir die "Seuche" mit einem Abgabetier (Testudo horsfildii) aus und vernichtete 90 % meines Bestandes aus verschiedenen Geochelone und Testudo Arten. Einzig die Breitandschildkröten (Testudo marginata) überlebte den "Angriff" bis auf ein Tier ohne Verluste. Das Virus konnte bei den überlebenden Marginata nicht nachgewiesen werden. Ob dies nur ein Zufall war, kann ich leider nicht sagen.
Rana Virusinfektion, diese Krankheit wird auch als Frosch-Seuche bezeichnet. Bei klinischen Untersuchungen wurde das Virus auch auf und in Schildkröten (Nasensekret) nachgewiesen.